Als ich Ende Oktober 2021 nach Taiwan einreiste, lauteten die Quarantäne-Bestimmungen: Zwei Wochen strikte Isolation und eine weitere sogenannte „self health management week“. Das hieß, dass ich die ersten 14 Tage und 15 Nächste entweder in einer staatlichen Quarantäneeinrichtung oder einem Hotel verbringen musste – ohne jeglichen menschlichen Kontakt, ohne Ausgang und mit täglicher Gesundheitskontrolle.
Da alle Regierungsunterkünfte auf Wochen hinaus ausgebucht waren, verbrachte ich meine Quarantäne im Dahshin-Hotel im Zhongshan-Distrikt in Taipeh. Dort bekam ich für 34.500 Neue Taiwan-Dollar – umgerechnet knapp 1.100 Euro – ein altes, aber komfortables Zimmer mit Doppelbett, öffenbarem Fenster und Badewanne. Drei Mahlzeiten täglich, die vor der Tür abgestellt wurden, waren inklusive.
Damit hatte ich Glück: Nur wenige Wochen später, mit dem bevorstehenden Chinesischen Neujahr, waren sämtliche Quarantäneunterkünfte auf Wochen und Monate hinaus ausgebucht. Selbst für fensterlose, kleine Kammern gingen die Preise durch die Decke.
Ein typischer Tagesablauf
08:30 – Der Wecker klingelt. Ich messe meine Temperatur und schicke ein Foto des Resultats an das Hotelpersonal. Zudem antworte ich dem Central Epidemic Contral Center (CECC) und einer Betreuerin von meiner Uni auf ihre morgendliche Anfrage nach meinem gesundheitlichen Befinden. (Wenn ich mich um mehr als eine Stunde mit der Antwort verspäte, kommt sofort eine besorgte Rückfrage.) Daraufhin hole ich das Frühstück ins Zimmer.
09:00 – Die neuesten Nachrichten meiner Familie und Freunde beantworten.
10:00 – Frühstücken. Dabei setze ich mich gerne aufs (durch eine Art Balkon darunter gesicherte) Fensterbrett und beobachte das Geschehen auf der Straße von meinem Hotelzimmer aus.
10:30 – Wenn nötig, ein wenig das Zimmer aufräumen.
11:00 – Uni-Arbeiten erledigen und Chinesisch lernen.
12:30 – Das Mittagessen wird geliefert. Das Essen war meistens ein typisch taiwanisches Gericht; oft Variationen von Huhn mit Reis und Gemüse, aber auch Suppen oder Knödel. Insbesondere zum Frühstück war es aber auch mitunter etwas von McDonald’s.
13:00 – Weiter geht es mit Online-Vorlesungen oder anderen Uni-Arbeiten. Mithilfe des HDMI-Kabels konnte ich den Hotelfernseher an meinen Laptop anschließen und hatte so einen zweiten Monitor.
16:00 – Ich beschäftige mich mit anderen, oft organisatorischen Arbeiten, wie zum Beispiel der Wohnungssuche für die Zeit nach der Quarantäne oder Visumsrecherchen.
17:00 – Ich mache Sport oder Yoga, meist mit den YouTube-Videos von Mady Morrison.
18:00 Das Abendessen wird geliefert. Meistens esse ich aber erst später, um nachts nicht wieder Hunger zu kriegen. Das war insbesondere in den ersten Tagen des Jetlags eine echte Herausforderung.
18:30 – Duschen oder langes Bad in der Sitzbadewanne nehmen.
20:00 – Abendessen.
20:30 – Feierabend! Ich entspanne mich beim Lesen, Musik hören oder Netflix schauen.
23:00 – Abendliches Videotelefonat mit meinem Freund Matze.
Unterm Strich waren die zwei Wochen Quarantäne nicht so schlimm wie erwartet. Zwar war es ab der zweiten Woche mitunter schon hart, nie die Sonne sehen oder als Ausgleich zum vielen Rumsitzen und anstrengenden Uni-Arbeiten mal eine Runde um den Block laufen zu können. Aber eine schnelle Internetverbindung, viel Kontakt mit Familie und Freunden und die Möglichkeit, zusätzliches Essen per Lieferservice bestellen zu können – insbesondere frisches Obst vermisste ich schon sehr – machten den Aufenthalt erträglich.
Ein paar Eindrücke des oft typisch taiwanischen Essens in Quarantäne: